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Geschichte der Stadt Horn

1608 war Horn Ausgangspunkt eines Bündnisses der evangelischen Stände gegen Erzherzog Matthias, genannt Horner Bund. Die Beteiligung Reicharts von Puchheim an der Ständeopposition gegen Kaiser Ferdinand II. und die Unterstützung der aufständischen Stände in Böhmen 1619/1620 führte zur Eroberung der Stadt durch kaiserliche Truppen und zur Verurteilung des Puchheimers. Stadt und Herrschaft Horn wurden ihm entzogen, 1622 an Vinzenz Muschinger verkauft und in der Folgezeit rekatholisiert.

Muschingers Schwiegersohn, Graf Ferdinand Sigmund Kurz, führte die Stadt nach der Besetzung durch die Schweden (1645) zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Er berief die Piaristen nach Horn und gründete mit ihnen ein Gymnasium, die für ihre umfangreiche Bibliothek und die Schuldramen berühmte Schola Hornana. Für die 1658 bis 1662 erbaute Piaristenkirche malte Martin Johann Schmidt 1777 das Hochaltarbild.

Die größte unternehmerische Leistung des Grafen Kurz war die Ansiedlung des Textilgewerbes in Horn. Um 1650 holte er Tuchmacher und Färber aus ganz Europa und siedelte sie in der von ihm errichteten Wohnsiedlung vor der Stadt an, die aus 30 Reihenhäuschen und der achteckigen so genannten Altöttinger Kapelle bestand, einer Nachbildung der gleichnamigen Wallfahrtskapelle in Bayern. Sie gilt als älteste erhaltene Arbeitersiedlung in Österreich. In der Ära des Grafen Kurz waren über 400 Menschen im Textilgewerbe beschäftigt. Während dieser Zeit wurde Horn auch zu einer wichtigen Poststation an der Strecke von Wien nach Budweis. Auf Graf Kurz folgte zunächst sein Schwiegersohn Ferdinand Maximilian Graf von Sprinzenstein und 1679 die Grafen Hoyos, bis heute Eigentümer des Schlosses, das im 18. und 19. Jahrhundert sein heutiges Erscheinungsbild erhielt.

1679/1680 wurde Horn von einer schweren Pestepidemie heimgesucht. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden kleinere Industriebetriebe, darunter eine Essigsiederei, eine Pulvermühle, Ziegeleien sowie eine Dampfsäge, die sich zu einem Sägewerk und einer Holzwarenfabrik entwickelte. Im Jahre 1732 wurde eine große Bierbrauerei errichtet, die ab etwa 1750 das weit über die Stadtgrenzen hinaus, vor allem in Wien berühmte Horner Weißbier, später auch Grünbier erzeugte. Die seit 1580 bestehende Druckerei auf Schloss Wildberg wurde Ende des 18. Jahrhunderts nach Horn verlegt und firmiert ab 1868 als Druckerei Ferdinand Berger.

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